Disclaimer: Pet Fly and Paramount own the copyright to The Sentinel and its characters. This piece of fan fiction was written solely for the love of the characters and to share freely with other fans. No profit is being made from the posting of this story. GEHEN SIE NICHT LEICHT (Do Not Go Gentle) by Nancy Taylor Translation by Mella Blair Sandburg saß in dem kleinen Besucherzimmer, nervös mit seinem Fuß zu einem internen Rhythmus tretend. Sein Kopf schwang hoch, als sich die Tür zu dem Raum öffnete und Jim Ellison hereinkam. "Danke, Mann. Ich dachte schon, du kommst nicht." Blair schaute seinen Freund über den Tisch hinweg an. Er zupfte an den Ketten, die seine Hände und Füße verbanden -- eine nervöse Geste die Jim verriet, dass der junge Mann etwas Wichtiges in seinen Gedanken hatte. Jim lächelte traurig und schüttelte seinen Kopf. "Warum denkst du so etwas? Gott, Blair! Sie werden dich morgen hinrichten, und es gibt verdammt noch mal nichts, was ich dagegen tun kann!" "Ich ... ich hatte Angst, dass du vielleicht vermeiden willst mit mir zu reden." Blair schaute auf seine Hände, dann zurück zu dem Sentinel. "Du weißt schon, die ganze Lebewohl-Sache und all das." Jim öffnete seinen Mund um zu sprechen, aber Blair fuhr hastig fort. "Aber deshalb habe ich dich nicht hergebeten. Ich habe eine Bitte, ein Bedürfnis, wirklich." Jim streckte seine Hand über den Tisch und bedeckte die nervös kratzenden Hände mit seinen. "Du weißt, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht liegt. Teufel, ich habe alles getan, was du und das Gesetz mich tun lässt." Sein Kopf sackte vorn rüber und seine Augen fixierten sich auf ihre verbundenen Hände. "Du hast mehr getan, als ich je von dir erwarten konnte, Jim," versicherte Blair ihm. "Ich denke nicht, dass die ?bergabe des Original Manifesto Dokuments irgendetwas für meinen Fall bewirken würde. Die einzige Sache, die du eventuell zu diesem Zeitpunkt tun kannst, ist der Welt zu beweisen, dass Sentinels existieren." Jim hob ruckartig seinen Kopf und starrte in die ernsten blauen Augen vor ihm. "Aber ich würde dich niemals bitten das zu tun. Um was ich dich bitten möchte ... was ich von dir brauche, ist da zu sein. Beobachte die Exekution." "Nein!" Reflexartig zog Jim seine Hände weg, schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Er zog sich zu der Tür in dem schmalen Raum zurück. "Du kannst das nicht von mir verlangen. Ich kann dich nicht sterben sehen! Das weißt du. Warum bittest du mich darum?" Blairs Kopf sank auf seine Brust. Sehr sanft, so dass der Sentinel sein Gehör hochfahren musste, um die Worte auszumachen, sprach der verurteilte Mann. "Weil, wenn du es nicht tust, ich wahrscheinlich die Nerven verliere ... eine Panik Attacke bekomme. Ich will nicht, dass es auf diese Weise passiert, Jim. Das wäre die endgültige Erniedrigung. Ich möchte das mit soviel Würde hinter mich bringen wie ich kann." "Und wie soll meine Anwesenheit dir helfen?" Jim drehte sich um und ging zurück zu seinem Stuhl und setzte sich gegenüber dem verzweifelten Mann nieder. "Es wird dir durch den Einwegspiegel nicht möglich sein zu sehen, wer da ist." "Ich werde dich spüren." Blair sprach mit Zuversicht. "Wir sind jetzt Sentinel und Guide. Ich werde es wissen." Jim studierte die intensiven blauen Augen und sah die Wahrheit dieser Aussage widerspiegeln. Wenn Blair so stark daran glaubte, konnte er es unmöglich ablehnen. Er nickte langsam, dann schob er seinen Stuhl zurück und stand ein weiteres Mal auf. Er ging um den Tisch und zog Blair auf seine Füße. Ungeachtet der unangenehmen Fesseln umarmte Jim den kleineren Mann. "Gott, Häuptling. Ich kann immer noch nicht glauben, dass es so weit ist." Außerstande die Umarmung zu erwidern legte Blair seinen Kopf gegen Jims breite Schultern. "Erinnere dich nur daran, was ich dich gelehrt habe," flüsterte er. Er hob seinen Kopf um Jims Augen einzufangen und fuhr fort. "Du bist mein einziger Erbe. Mein Anwalt wurde von mir beauftragt, dir nach meinem Tod die Schlüssel zu meinem Schließfach zu übergeben. Darin wirst du meine Sentinel-Forschungsunterlagen finden. Vielleicht kann dir etwas davon helfen. Ich wünschte nur, wir hätten etwas mehr Zeit ..." "Wir beide," murmelte Jim und zog Blairs Kopf zurück zu seiner Schulter. Er hörte ein kurzen Klopfen an der Tür bevor Purvis seinen Kopf hereinstreckte. "Tut mir leid, Jungs. Die Zeit ist um." Er schaute echt betrübt, dass er der ?berbringer der schlechten Neuigkeiten sein musste. Die zwei Männer trennten sich langsam. Jim streckte eine Hand aus um eine wilde Haarsträhne von Blairs feuchten Wangen zu streichen. "Sei stark, Junge. Ich werde da sein. Ich verspreche es." Damit wurde er aus dem Raum geführt. Einige Minuten später erschien Randy Wolfe mit zwei anderen Wärtern, um den Gefangenen zurück zu seiner Zelle zu geleiten. "Wie ist es gelaufen, Blair?" fragte er mitfühlend. "Oh, du weißt schon," erwiderte Blair, zwischen den zwei Wärtern den Flur runter schlurfend, "wie man es von einem Kerl erwarten kann, der nur noch achtzehn Stunden zu leben hat." Randy seufzte. Er und die meisten der Gefängnismitarbeiter fühlten sich verantwortlich für Sandburg, beteten für einen Aufschub der Exekution in letzter Minute. Sich zu dem Gefangenen drehend versuchte er zu lächeln. "Was möchtest du für dein letztes Abendessen? Du kannst alles kriegen was du möchtest." Blair schaute auf den schlaksigen Mann, der ungefähr in seinem Alter war, und erwiderte das schwache Lächeln. "Ich fühle mich jetzt wirklich nicht danach etwas zu essen, Randy," gab er zu. "Außerdem habe ich gehört, dass die Drogen auf leeren Magen schneller ihre Wirkung zeigen." "Tu das nicht, Blair," bat Randy. "Mach es nicht härter für dich oder für uns." "Das versuche ich auch nicht. Ich bin nur bereit, es endlich hinter mich zu bringen, weißt du?" Während des kurzen Weges zurück zur Todeskandidaten-Beobachtungszelle passierten sie den Exekutionsraum. Blair schauderte und versucht schnell vorbeizugehen, sein Gesicht abgekehrt. Er trat in seine neue Zelle und stand passiv, als der Wärter seine Fesseln aufschloss und sie von seinen Handgelenken und Knöcheln entfernte. "Danke, Randy," sagte Blair mit einem Seufzer der Erleichterung. Er rubbelte sich seine wunden Handgelenke. "Ich hasse diese Dinger." Randy streckte eine Hand aus um die Locken auf Blairs Kopf zu zerzausen. "Nur noch einmal, Jungchen, und dann muss es dich nie mehr kümmern." Er schaute mit traurigen Augen auf seinen Gefangenen. "Wenn du etwas brauchst, egal was, ruf mich. Okay?" Blair nickte und Randy trat aus der Zelle und schloss die Tür hinter sich mit einem widerhallenden Klirren. *** Jim eilte aus dem Gefängnis und ließ den Motor seines Wagens aufheulen. Er verließ den Parkplatz und fuhr auf die Interstate 5 in Richtung Süden. Die zweieinhalbstündige Fahrt nach Olympia war das Wenigste seiner Sorgen. Den Gouverneur von der Unschuld seines Guides zu überzeugen war dann schon schwieriger. Er erreichte die Hauptstadt um viertel nach fünf, nur um die Türen des Regierungsgebäudes fest verschlossen vorzufinden. Einen Seufzer der Frustration ausstoßend wandte er sich in Richtung des lokalen Police Departments. Er marschierte hinein und bahnte sich seinen Weg zum Schalter. "Ich möchte die Privatadresse des Gouverneurs wissen." "Darf ich fragen warum?" fragte der Angestellte. Jim zeigte sein Abzeichen. "James Ellison, Cascade PD Major Crime. Ich muss mit dem Gouverneur sprechen. Das Leben eines Mannes hängt davon ab." "Kann ich Ihnen helfen, Sir?" Jim drehte sich um und sah einen vornehm aussehenden Mann auf sich zukommen. "Ich bin Captain Markson, Olympia Major Crimes." "Sir, ich muss mit dem Gouverneur sprechen. Da ist ein unschuldiger Mann in der Todeszelle, der morgen exekutiert werden soll." Jims Notlage zeigte sich durch das nervöse Zucken seines Kiefers. "Ich habe unwiderlegbare Beweise für seine Unschuld." Captain Markson seufzte. "Es tut mir leid, aber der Gouverneur ist für die nächsten drei Tage nicht in der Stadt. Er besucht eine Bürgermeisterkonferenz in Cascade." Jim schluckte den Fluch, der ihm zu entwischen drohte, herunter und drehte auf seinen Hacken um. "Danke, Captain," warf er über seine Schulter zurück, drängte durch die Glastüren und lief zu seinem Truck, der vor dem Gebäude geparkt war. *** Direktor Burgess betrat die Zelle, gefolgt von einem Priester. "Hallo, Blair. Dies ist Kaplan Hurley. Wir bleiben jetzt bei Ihnen bis zu Ihrer Exekution." Blair schaute von seiner Koje hoch, legte sein Buch auf seinen Schoss und nahm seine Brille ab, um seine Besucher anzuschauen. "Das ist nicht nötig. Ich wäre wirklich lieber allein." "Tut mir leid, aber Sie haben keine Wahl," erklärte Burgess. "Sie stehen unter Beobachtung für die letzten zwölf Stunden. Wir sind vom Gesetz her verpflichtet hier zu sein." "Tja, dann. Machen Sie es sich bequem." Blair winkte zu den Stühlen am anderen Ende der kleinen Zelle. Er nahm sein Buch wieder hoch, setzte sich die Brille auf seine Nase und begann zu lesen, die beiden Männer ignorierend. Der Kaplan setzte sich auf die Koje neben dem verurteilten Gefangenen. "Gibt es irgendetwas, was Sie sich von der Seele reden möchten, junger Mann?" fragte er sanft. Blair schaute langsam auf, seine Augen spiegelten Müdigkeit und Akzeptanz wider. "Ich habe meinen Frieden gemacht, Kaplan. Danke." Er fuhr fort zu lesen. "Gibt es irgendetwas was Sie möchten, Blair?" fragte der Direktor. "Ihnen sind Snacks, Erfrischungsgetränke erlaubt." "Ich möchte in Ruhe lesen," sagte mit einem leichten Seufzer. *** Jim stürmte in den Konferenzraum und schmiss das Manuskript, die Verhöre und Prozessabschriften vor dem Gouverneur auf den Tisch. Der Mann schaute erschreckt auf. "Wer sind Sie? Was wollen Sie?" wollte er wissen. "Und wie sind Sie an den Sicherheitsleuten vorbei gekommen?" "Mein Herkommen sollte Ihre letzte Sorge sein, Gouverneur," knurrte Jim. "Ich werde nicht gehen, bevor Sie mir nicht zuhören." Er tippte auf die Dokumente auf dem Tisch. "Hier ist das Original Manuskript, geschrieben von David Temco, dem wirklichen Manifesto Mörder. Sir, Sie sind dabei, die Exekution eines Unschuldigen zu erlauben." Der Gouverneur schaute zu den zwei Wachen, die gerade den Raum betraten. "Entfernen Sie diesen Mann," befahl er. Die Wachen traten hinter Ellison, griffen seine Arme und drückten ihn durch die Tür auf den Flur. "Lesen Sie nur die Beweise!" rief Jim zurück und befreite sich aus dem Griff der Wachen. *** Sandburg seufzte und schaute auf. "Okay. In Ordnung! Wenn Sie beide hier nur sitzen wollen und mich beobachten, kann ich Sie auch genau so gut etwas fragen." "Was wollen Sie wissen?" fragte Burgess, eifrig bereit, die letzten Wünsche dieses Mannes zu erfüllen. "Ich möchte wissen, was mich dort erwartet. Und zwar genau," sagte Blair. Er nahm seine Brille ab und fixierte den Direktor mit harten, blauen Augen. "Welche Drogen, welche Dosierung, wie sie gehandhabt werden und wie ihre Wirkung ist." "Oh, Blair," seufzte Burgess. "Sie wollen das wirklich nicht wissen. Ist es nicht genug zu wissen, dass es Sie töten wird?" Blair blinzelte langsam und schüttelte seinen Kopf. "Sie haben es nicht kapiert, oder? Es ist die Angst vor dem Unbekannten, nicht die Angst vor dem Tod selbst, was meine Panikattacken verursacht. Wollen Sie, dass ich auf dem Weg zum Exekutionsraum ausflippe?" Der Direktor schüttelte seinen Kopf. "In Ordnung. Sie haben das Recht es zu wissen. Ich nur bisher niemanden gekannt, der es vorher wissen wollte." Er schaute auf seine Hände und knibbelte an einem sturen Fingernagel bevor er fortfuhr. "Sie werden in den Raum geführt und auf die Liege geschnallt. Zwei intravenöse Leitungen werden gelegt. Die eine ist die Hauptleitung, die andere die Rücksicherung. Als erstes wird eine Salzlösung durch die Leitungen injiziert. Um exakt elf Uhr vormittags werde ich den Exekutionsbefehl geben und die Drogen werden freigegeben. Die erste Droge, schätzungsweise 5 g Pentothal, werden injiziert. Pentothal ist ein Barbiturat, das gewöhnlich bei Anästhesien benutzt wird, aber bei dieser hohen Dosis ist es schon allein tödlich. Es wird Sie in tiefen Schlaf versetzen. Die Leitungen werden dann erneut mit einer Salzlösung durchspült bevor die nächste Droge verabreicht wird." Er stoppte und schaute auf den Gefangenen. Blair war blass geworden, starrte aber mit unverhohlenem Interesse zurück. "Als Nächstes benutzen wir Pavulon, was ein Muskelentspannungsmittel ist. Eine Dosis von 50 ccl wird Ihre Lungen und Ihr Zwerchfell lähmen, Ihre Atmung wird stoppen." Blair schauderte, hörte aber weiter zu. "Schließlich," fuhr Burgess fort, "nachdem die Leitungen ein letztes Mal durchspült werden, werden 50 ccl Potassium Chlorid injiziert, was zum Herzstillstand führt. Eine Minute oder zwei nachdem die letzte Droge verabreicht wurde, wird der diensthabende Arzt Ihren Todeszeitpunkt feststellen. Danach wird Ihre Leiche Ihrer Familie übergeben." "Was ist, wenn ich keine Familie habe?" Blairs Stimme war leise. "Der Staat wird für Ihre Beerdigung sorgen," sagte Burgess so sanft wie möglich. Er sah sich den zitternden Mann an und fragte, "Möchten Sie etwas bekommen, damit Sie heute Nacht besser schlafen können?" "Nein, Sir. Ich glaube nicht, dass ich schlafen will," erwiderte Blair, dessen Stimme sich wieder festigte. "Wenn ich tot bin, ist genügend Zeit zum Schlafen." Damit nahm er wieder sein Buch auf. *** Es war ein langer und ermüdender Tag gewesen. Gouverneur Lockhart betrat sein Motelzimmer und ließ den Stapel Berichte auf den Tisch fallen. Als sie in einem unübersichtlichen Haufen zusammen rutschten, fiel ihm ein gebundenes Manuskript ins Auge. Er setzte sich, nahm das Dokument auf und begann mit dem Daumen langsam durch die Seiten zu flippen. Grässliche Beschreibungen von fünf Morden waren in diesen Seiten gesammelt. Wut und Angst über außer Kontrolle geratene Sinne wurden in anschaulichen Details beschrieben. Fasziniert begann Lockhart zu lesen. "Ich weiß wie er sich fühlte." Die Stimme kam aus dem Schatten hinter den Vorhängen. Der Gouverneur schaute auf, erschreckt durch die unerwartete Störung. "Wer? Was?" stotterte er. "David Temco, der Manifesto Mörder. Ich weiß, was er gefühlt hat, und warum er es fühlte. Blair Sandburg hat nicht gelogen, als er versuchte der Polizei Temcos erweiterte Sinne zu erklären. Der Mann war ein Sentinel, verrückt geworden durch unkontrollierbare Wahrnehmungen. Am Ende beging er Selbstmord." Jim trat hinter den Vorhängen hervor, wo er sich versteckt hatte. "Sie sind der Mann, der heute Abend in meine Konferenz gestürmt ist," sagte der Gouverneur, der seinen uneingeladenen Gast erkannt hatte. "Was exakt wollen Sie von mir?" "Die Einstellung der Exekution und ein komplettes Pardon für Blair Sandburg." Jim bewegte sich leicht und beugte sich etwas vor, bis er direkt vor dem Gouverneur stand. "Er hat diese Morde nicht begangen. David Temco tat es. Sandburg wurde auf Grund einiger ziemlich wackligen und nebensächlichen Beweise verurteilt." Lockhart ging durch das zu dem Manuskript gehörigen Transkript und schüttelte seinen Kopf. "Das ist so weit hergeholt. Ohne Beweise für die Existenz dieser sogenannten Sentinels kann ich nicht sehen, wie ich die Einstellung der Exekution rechtfertigen kann. Der Beweis sieht für mich ziemlich verurteilend aus." "Sie wollen Beweise für die Existenz von Sentinels?" fragte Jim. "Dabei kann ich Ihnen helfen." *** Um halb elf am nächsten Morgen erhob sich Direktor Burgess, um Blair wachzurütteln. Der junge Mann war schließlich doch noch eingeschlummert, trotz seines Schwures wach zu bleiben, und der Direktor hatte es nicht übers Herz gebracht, ihn zu stören. "Blair?" Der verurteilte Mann rührte sich und öffnete seine trüben blauen Augen. "Ha? Was ?" "Es ist Zeit, sich bereit zu machen, Sohn," sagte der Direktor sanft. "Wir haben Sachen zum Wechseln für Sie und es Zeit, noch zu duschen, wenn Sie mögen." "Klingt gut," sagte Blair, stand auf, nahm das neue Paar Jeans und blaue T-Shirt von dem Direktor entgegen. Die Zellentür war unverschlossen und Randy Wolfe stand bereit, den Gefangenen zur Dusche zu eskortieren. Nachdem er stressige vierundzwanzig Stunden in der Todeszelle verbracht hatte, fühlten sich die heißen Spritzer der Dusche gut auf seiner Haut an. Blair schrubbte sich den Schweiß und Schmutz von seinem Körper und aus den Haaren, dann zog er sich die kratzigen neuen Sachen an, die ihm der Direktor gegeben hatte. Zurück in seiner Zelle traf er auf Burgess und den Kaplan. Der Direktor sprach ihn an. "Haben Sie noch eine letzte Aussage für das Protokoll, Blair?" "Nein, Sir," antwortete ihm der junge Mann und hielt seine Handgelenke hoch, damit die Ketten angelegt werden konnten. Burgess schüttelte seinen Kopf. "Wir fesseln Sie diesmal nicht. Sie haben uns nie ?rger bereitet und ich denke, dass wir Ihnen am Ende dieses eine Zugeständnis schulden. Sie werden Ihrem Tod wenigstens mit etwas Würde entgegentreten." Blair nickte seine Zustimmung und schenkte dem Direktor ein kleines Lächeln. "Es ist Zeit." Flankiert von Direktor Burgess und Wärter Randall Wolfe, gefolgt von dem Kaplan, machte Blair seinen Weg zum Exekutionsraum. *** Jim kämpfte sich durch die Reihe der Sitze, um einen in der ersten Reihe, Mitte, zu nehmen. Der Gouverneur war beeindruckt von seiner kleinen Zurschaustellung die Nacht zuvor gewesen, wollte aber trotzdem noch durch den Stapel Dokumente gehen, die Jim ihm präsentiert hatte. Jetzt würde es erst ganz am Ende entschieden werden. Er lauschte beschäftigt nach dem Klingeln des Telefons, dass das Signal für den Stopp geben würde. Er streckte eine Hand aus und legte sich auf Scheibe des Einweg-Spiegels und starrte auf die leere Exekutionsliege. Er war der erste im Raum. Er beobachtete, wie sich der Raum langsam mit lokalen Würdenträgern und beklommenen Medienvertretern füllte. Die langerwartete Exekution des berühmten Manifesto Mörders fand endlich statt. Als die Uhr sich der Elf näherte, trat ein Wärter in den kleinen Raum und ging zum Spiegel hinüber, zog einen Vorhang davor, so dass die Männer und Frauen, die versammelt waren, um die Exekution zu sehen, nicht länger hineinschauen konnten. Ein kurze Weile später konnte Jim das Rascheln von Schritten hören, als eine Gruppe den schalldichten Raum betrat. Er erweiterte sein Gehör und konnte den schnellen, staccatoartigen Herzschlag seines Guides hören, vor Entsetzen hämmernd. Da war ein scharfer Schrei vor Angst, gefolgt von der sich verlangsamenden Herzfrequenz zurück zu einem normaleren Muster. Jim konnte sich nur vorstellen, was in diesen letzten Momenten vor seinem Tod durch Blairs Kopf gehen musste. Konnte er Jims Anwesenheit auf der anderen Seite durch den Spiegel fühlen? Jim betete darum, dass er es konnte. *** Die Atemtechniken benutzend, die ihm seine Mutter beigebracht hatte, schaffte es Blair, relativ ruhig zu bleiben, als er zu dem Exekutionsraum ging. Doch als sich die Tür öffnete und er die Liege sah, stieg seine Herzfrequenz an, sein Kopf schwamm und sein Blickfeld wurde an den Rändern grau. Er wurde halb gehend, halb tragend zu der Liege geführt, wo sein Körper durch die Wärter angehoben wurde und auf der Liege platziert wurde. Als sie damit begannen ihn festzuschnallen, liegend in einer Kreuzigungspose, schoss sein schon erhöhter Puls in die Höhe. Leitungen zu dem Herzmonitor wurden an seiner Brust befestigt. Dann, als der Arzt die erste Nadel in seinem Arm setzte, konnte er es nicht verhindern, dass seinen Lippen ein kleiner Angstschrei entglitt. "Beruhigen Sie sich, Blair," sagte der Arzt zu ihm und lächelte leicht. "Wir bereiten Sie bis jetzt nur vor. Nichts wird in den nächsten paar Minuten geschehen. Ich möchte Ihnen erklären, wie wir dieses handhaben werden. Zuerst wird eine Salzlösung injiziert, dann wird die erste Droge verabreicht." "Ich bin mir der Prozedur bewusst, Doktor," unterbrach ihn Blair. Leicht flüsternd fuhr der Mediziner fort. "Ich kann Ihnen versichern, dass Sie keine Schmerzen fühlen werden." "Danke. Das ist sehr beruhigend," erwiderte Blair, eine Spur Sarkasmus in seinem Tonfall. Er krümmte sein Genick, um einen Blick auf den geschlossenen Einwegspiegel werfen zu können. Sein Sentinel saß auf der anderen Seite der Abgrenzung. Dessen war er sich sicher. Er holte tief Luft und zwang seinen Herzschlag, wieder einen normalen Rhythmus anzunehmen. *** Der Vorhang wurde aufgezogen und Jim bekam seinen ersten Blick auf seinen Guide, festgeschnallt, hilflos, den Exekutionsbefehl erwartend. "Komm schon, komm schon ..." murmelte er flüsternd, auf das Klingeln des Telefons wartend, das für den Gouverneur reserviert war. Er beobachtete, wie Blair seinen Kopf drehte und ihn direkt anschaute. Er wusste, dass der junge Mann ihn nicht durch den Spiegel sehen konnte, aber er wurde durch das kleine Daumenhoch, das Blair ihm gab, belebt. Die Uhr tickte und der Minutenzeiger bewegte sich auf die Zwölf: Elf Uhr. Jim hielt den Atem an und sendete ein letztes Gebet zu einem Gott, von dem er sich selbst nicht sicher war, ob er existierte. Bitte, lass das nicht geschehen. Er hörte, wie Direktor Burgess den Befehl gab und keuchte, als der kostbare Herzschlag durch die Verabreichung des Pentothals sich zu verlangsamen begann. Langsamer und langsamer. Blairs Augen schlossen sich und die Linien von Stress und Angst, so präsent in den letzten paar Tagen, glätteten sich. Jim fühlte sich, als würde er ersticken. Er kämpfte, um Luft in seine widerstrebenden Lungen zu bekommen, als er beobachtete, wie das Leben langsam aus dem Mann floss, der so schnell zu seinem besten Freund geworden war. Das Telefon klingelte. Die Zeit dehnte sich endlos. Direktor Burgess beantwortete den Anruf, nickte und ordnete schnell den Stopp der Exekution an. Der Gouverneur hatte es geschafft. Aber hatte er zu spät angerufen? Der Arzt betrat schnell den Raum, begleitet von einem Wärter. Der Vorhang wurde zugezogen, so dass die Zeugen nicht sehen konnten, was vor sich ging, während der Arzt die Nadeln entfernte und versuchte, seinen Patienten wiederzubeleben. Burgess trat vor, um die versammelten Zeugen anzusprechen. "Ladies und Gentlemen. Ich habe gerade einen Anruf vom Gouverneur erhalten, der Blair Sandburg ein volles Pardon garantiert. Der wahre Manifesto Mörder, David Temco, starb von seiner eigenen Hand vor fast vier Jahren." Jim stand sofort auf und sprach ihn an. "Was ist mit Blair? Sie haben die Drogen gestartet, bevor der Anruf reinkam." "Er wurde zur Krankenstation gebracht und der Rettungshubschrauber wurde gerufen, um ihn zum Cascade General zu überführen. Seine Kondition ist lebensbedrohend, aber er ist noch am Leben." Im Raum brach Unruhe aus, als die Reporter nach mehr Informationen verlangten. In dem daraus resultierenden Handgemenge schlüpfte Jim hinaus und steuerte auf seinen Truck zu. Er hatte vor, am Krankenhaus zu sein, wenn Blair ankam. *** Jim marschierte ängstlich vor dem Raum, in dem Blair untergebracht war, auf und ab. Als schließlich ein Arzt erschien, griff Jim ihn beim Arm. "Wie geht es ihm?" "Sein Zustand ist stabil, aber kritisch. Sein Herz hat einmal während des Transports hierher gestoppt, aber er konnte wiederbelebt werden," erläuterte ihm der Arzt. "Er hat eine extrem hohe Dosis Pentothal in seinem System, glücklicherweise erhielt er nicht die volle Dosis. Wir müssen ihn in den nächsten Tagen sorgfältig beobachten, wenn sich die Droge aus seinem System arbeitet. Wenn er die nächsten vierundzwanzig Stunden überlebt, stehen seine Chancen sehr gut für eine volle Genesung." "Darf ich ihn sehen?" Der Arzt schätzte den vor ihm stehenden Mann ab und schüttelte langsam den Kopf. "Sind Sie mit ihm verwandt?" "Ich bin das nächste was man als Blairs Verwandtschaft bezeichnen könnte," antwortete Jim ausweichend. "Im Moment schläft er tief und fest. Ich befürchte, dass er sich Ihrer Anwesenheit nicht bewusst sein wird." "Das ist okay," beeilte sich Jim dem Arzt zu versichern. "Ich möchte nur bei ihm sitzen." "Ich denke, das geht schon in Ordnung," räumte der Arzt ein. "Nur stehen Sie nicht im Weg, wenn das medizinische Personal ihn behandelt. Ansonsten sehe ich kein Problem." Der Arzt ging weg und Jim schlüpfte sogleich in den Raum. Er setzte sich auf einen Stuhl nahe dem Bett und hob eine kühle, schlaffe Hand und hielt sie zwischen seinen Händen. "Hey, Häuptling. Du schaffst es schon, Junge. Halte nur etwas länger durch und wir können nach Hause gehen." Jim schaute auf das friedliche Gesicht, entspannt im tiefen Schlaf, und lauschte auf die gleichmßige Atmung und den Rhythmus des langsam schlagenden Herzens. Er schaute überrascht auf, als eine Stimme hinter ihm erklang. "Das war eng. Ich bin froh, dass er es geschafft hat." Jim drehte sich um und sah Gouverneur Lockhart hinter ihm stehen, der auf die Gestalt im Bett sah. "Er ist noch nicht aus dem Schlimmsten raus," informierte er den Gouverneur. "Die nächsten vierundzwanzig Stunden werden hart. Was ist da passiert? Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass Ihr Anruf den Direktor noch erreicht." "Sie haben mir eine Menge Informationen gegeben, die ich erst mal verdauen musste," gab der Gouverneur zu. Er bewegte sich näher zum Bett. "Ich musste sichergehen, dass ich die richtige Entscheidung treffe. Es durfte nicht geschehen, dass ein schuldiger Mann entlassen wurde." "Aber ich dachte Sie sagten, alles was ich tun musste, ist Ihnen den Beweis zu liefern, dass Sentinels existieren." Jim Stimme war fragend als er zu Washingtons Oberhaupt hoch sah. "Ihre -- Talente -- sind sehr beeindruckend," musste Lockhart zugeben, "aber ich musste ebenso alle Beweise einsehen, die Sie mir präsentiert hatten. Ich beendete die Einsichtnahme rechtzeitig ..." "Und warum kam Ihr Anruf dann so spät?" unterbrach ihn Jim. "Sie haben damit fast Blair das Leben gekostet! Sie könnten immer noch der Grund für seinen Tod sein." Der Gouverneur sah zu Boden. "Ich weiß das. Gerade als ich dazu bereit war, den Anruf zu tätigen, erhielt ich eine dringende Nachricht von einem unserer Staatssenatoren. Zu dem Zeitpunkt, als es mir möglich war, die Leitung wieder frei zu bekommen, war es schon elf Uhr. Ich bedaure wirklich die Verspätung. Ich sehe ein, dass es vielleicht diesem Mann das Leben kostet. Ich kann nur dafür beten, dass er ein Kämpfer ist und durchkommt." "Wenn Sie meinen, was Sie da sagen," forderte ihn Jim heraus," dann kommen Sie morgen wieder und entschuldigen sich bei Blair, wenn er wach ist." "Das will ich gerne tun," versprach Lockhart. Jim beobachtete, wie der Mann den Raum verließ, dann wandte er sich wieder Blair zu. "Brüll, wenn du mich brauchst, Kid. Ich werde ein kleines Schläfchen machen." Er lehnte seine Arme auf dem Gitter des Bettes, legte seinen Kopf darauf und schloss seine Augen. Die letzten sechsunddreißig Stunden waren die quälendsten Stunden seines Lebens gewesen und er war erschöpft. Das Geräusch von plärrenden Monitoren und herumhuschen Personen weckte Jim ein paar Stunden später. Als er rau zur Seite gestoßen wurde, erkannte er, dass der kostbare Herzschlag, der ihn vor einigen Stunden eingelullt hatte, nicht mehr hörbar war. Er beobachtete in erschreckender Faszination, wie die ?rzte und Schwestern den Notfallwagen hereinbrachten und Elektroden an Blairs Brust befestigen. "Drei -- zwei -- eins -- bereit!" Alle traten zurück, als die Maschine einen massiven Schock zu Blairs Herz sandte. Sein gebrechlicher Körper hob sich von der Matratze, als die Elektrizität durch ihn hindurch schoss. "Nochmal!" Jim wollte rufen, wollte, dass sie aufhörten, Blair weh zu tun, aber er stand wie festgefroren, als ein weiterer Elektrostoß abgegeben wurde und der Art ängstlich den Monitor beobachtete. Jim war sich der Rückkehr von Blairs Puls einen Bruchteil einer Sekunde eher bewusst, bevor die Monitore ihn erfassten. "Gott sei Dank," hauchte eine der Schwestern, als die Ausrüstung entfernt und auf dem Flur abgestellt wurde. "Kommt er in Ordnung?" fragte Jim nervös, als die Schwester viel Aufhebens um ihren Patienten machte. "Ich denke schon," antwortete sie beschützend. "Er hat eine extrem hohe Dosis Pentothal in seinem System. Es arbeitet sich langsam nach draußen, aber es neigt dazu, die Atmungs- und Herzfunktionen zu unterdrücken. Wir überwachen ihn sehr genau." "Danke." Die Schwester klopfte Jim auf die Schulter. "Gern geschehen. Er ist sehr glücklich, jemand loyalen wie Sie zu haben. Nicht viele Besucher würden so lange bleiben." "Ich werde nicht eher gehen, als er es tut," verkündete Jim. Die Schwester lächelte und nickte. "Gut. Dort liegt eine Speisekarte beim Telefon. Fühlen Sie sich frei, eine Bestellung in der Cafeteria aufzugeben. Sie werden alles liefern, was Sie möchten." "Danke." "Gern geschehen. Ich bin in Kürze wieder da, um Blairs Werte zu überprüfen." Damit drehte sie sich um und verließ das Zimmer. Jim nahm einmal mehr Blairs Hand auf und wurde mit einer leichten Bewegung seiner Finger belohnt. Von niemanden als von einem Sentinel wäre dieses Drücken wahrgenommen worden. Zum ersten Mal war Jim froh, mit hyperaktiven Sinnen verflucht zu sein. *** "Jim?" Die leise Stimme vom Bett schreckte den Sentinel aus seinem verträumten Zustand auf. "Hey, Blair! Wie fühlst du dich?" Der junge Mann schaute im Raum umher, dann konzentrierte er sich auf Jim. "Ich weiß, das ist eine dämliche Frage, aber wo bin ich?" "Cascade General Hospital." "Wie bin ich den hier gelandet?" "Du wurdest vor dreißig Stunden hingerichtet," stellte Jim nüchtern fest. "An wie viel kannst du dich erinnern?" "Nicht viel." Blair schenkte Jim ein schiefes Grinsen. "Wenn ich tot bin, warum fühle ich mich dann so lausig?" "Weil, Einstein, sie dich voll Pentothal gepumpt haben. Der Gouverneur hat die Aufhebung der Exekution angeordnet, aber er war fast dreißig Sekunden zu spät. Der Direktor hatte schon den Hinrichtungsbefehl gegeben und die Drogen waren schon gestartet. Du hattest Glück, dass der Gouverneur noch rechtzeitig durch kam." "Mir tut alles weh und meine Brust schmerzt," sagte Blair und rieb sich mit einer Hand über seine Brust. "Das liegt wahrscheinlich daran, dass dein Herz zweimal gestoppt hat und sie dich mit Elektroschock wiederbeleben mussten," erklärte Jim. Er griff nach der ruhelosen Hand und rieb mit seinem Daumen über die Knöchel. "Alles was zählt ist, dass du es überlebst hast und du wieder in Ordnung kommst." "Jim, warum hat der Gouverneur eine Aufhebung der Hinrichtung angeordnet?" Blair fixierte seinen Freund mit neugierigen blauen Augen. "Weil Sie ein unschuldiger Mann sind," erklang eine Stimme aus der Türöffnung. Der Mann lächelte, ging hinüber zum Bett und streckte seine Hand aus, die Blair schüttelte. "Ich bin Garrett Lockart, Gouverneur des Staates Washington. Mr. Ellison hier überzeugte mich von Ihrer Unschuld." Blair schaute zwischen den beiden Männern hin und her, hoffte auf ein bisschen mehr Information. Als keiner der beiden damit herüber kam, sprach er erneut. "?hm, mir wurde gesagt, die einzige Information, die mir helfen könnte, wäre die Bestätigung meiner Theorie über primitive Sentinels. Was hat Ihre Meinung geändert?" "Ihr Freund hier," sagte Lockhart mit einem Lächeln, "und seine besonderen Begabungen." "Seine 'Begabungen'?" Blair schaute zu Jim, der errötete und nickte. "Oh, Jim, du hast doch nicht! Du weißt, was für Verzweigungen sich mit dem Bekanntwerden ergeben?" "Genau, Huptling, du lebst." Der Sentinel lächelte den verwirrten Mann an. "Wir haben eine ?bereinkunft getroffen," fügte der Gouverneur hinzu. "Ich wahre sein Geheimnis im Austausch für den Nutzen dieser speziellen Fähigkeiten, wenn sie gebraucht werden." Blair nickte verstehend, ein Lächeln wuchs langsam auf seinem Gesicht. "Ich habe Jim wieder als Detective zum Cascade Police Department, Major Crimes, versetzen lassen. Ich habe mitbekommen, dass Ihre Präsenz notwendig ist, damit er seine speziellen Begaben voll nutzen kann." Blair Kopf fuhr zur Seite, Jim mit seinem Blick festnagelnd. "Also," fuhr Lockhart fort, "habe ich Arrangements getroffen, dass Sie ihm als ziviler Partner zugewiesen werden. Sie müssen nicht unbedingt ein Akademie-Training absolvieren, aber Sie sollten sich dazu entschließen, an einem Schießtraining teilzunehmen." "Nee," sagte Blair und schüttelte seinen Kopf. "Ich mag keine Waffen. Nach vier Jahren in der Todeszelle scheint mir das Töten von Menschen nicht gerade reizvoll." Der Gouverneur lachte. "Ich verstehe Ihren Standpunkt. Aber es geht darum, dass Sie sich schützen können -- und Jim. Egal, Sie können das mit Ihrem neuen Captain diskutieren, wenn Sie sich besser fühlen und den Job antreten." Lockhart bewegte sich langsam vom Bett weg. "Es war sehr nett, Sie kennen zu lernen, Blair. Passen Sie auf sich auf." "Danke," erwiderte Blair. "Das werde ich." Als der Gouverneur fort war, wandte Blair seine Aufmerksamkeit wieder seinem neuen Partner zu. "Du hast es ihm erzählt?" "Es war der einzige Weg." Jim zuckte mit den Schultern. "?brigens, er hat versprochen, das Geheimnis zu wahren, und wenn man nicht dem Gouverneur vertrauen kann ... " Beide Männer lachten. "Also, wann werde ich entlassen?" fragte Blair. "In ein oder zwei Tagen, nehme ich an," antwortete Jim. "Die ?rzte wollen sicher gehen, dass du nicht noch einmal zusammen brichst." "Und wohin werde ich dann entlassen?" "Nach Hause." "Ich habe kein Zuhause. Das Gefängnis war mein Zuhause für die letzten vier Jahre," erinnerte Blair ihn. "Dann wirst du eben mit mir kommen," legte Jim mit sicherem Ausdruck fest. *** "Wow, das ist dein Zuhause?" fragte Blair und trat durch die Tür in Jims Loft Apartment. "Magst du es?" fragte Jim, ein wenig bange. "Dort ist ein kleiner Raum unter der Treppe, den wir reinigen könnten und als dein Schlafzimmer nutzen könnten." Er zeigte den Weg und schob einen Vorhang beiseite, der den Eingang bedeckte. "Wir können das auch noch ändern," sagte er. "Ich denke, vielleicht Verandatüren?" Blair spähte über Jims Schulter in den kleinen Raum. Er war nicht viel größer als seine Zelle gewesen war, aber er hatte das Potenzial, gemütlicher und behaglicher zu sein. Nicht zu vergessen die Möglichkeit, seine eigenen Türen ab- und aufschließen zu können. Er grinste. "Es ist perfekt. Danke, Mann." "Du hast ja noch gar nichts gesehen," neckte ihn Jim und führte den jungen Mann aus dem Raum zu den Glasbalkontüren. Er zog sie auf und trat nach draußen, eng gefolgt von seinem Partner. "Oh, wow! Ich könnte hier draußen leben!" rief Blair aus, Ehrfurcht frbte seine Stimme. "Hast du eigentlich eine Ahnung, wie lange es her ist, dass ich einen Ausblick wie diesen gesehen habe?" Er ging hinüber zur Balkonbrüstung und schaute hinunter. Ein Schauer rann über seinen Rücken und er trat wieder zurück. "Höhenangst?" neckte Jim hinter ihm. "Nee, es ist nicht wirklich die Höhe," erklärte Blair. "Es ist die Gravität, mit der ich ein Problem habe. Das Fallen ist nicht so schlimm, es ist der große Platscher am Ende, der mich stört." Jim kicherte. "Tja, wenigstens kannst du dir wieder darum Sorgen machen." "Das ist auch eine Anschauung," stimmte Blair lächelnd zu. "Warum machst du es dir nicht bequem und ich mach uns etwas zu essen?" schlug Jim vor. "Der Arzt sagte, dass du es noch für einige Tage ruhig angehen lassen sollst. Ich schlage vor, wir schauen heute Abend etwas Fernsehen, und dann werden wir uns Morgen um deinen neuen Raum kümmern." "Hört sich gut an," sagte Blair. "Aber kann ich dir nicht beim Abendessen helfen? Ich liebe es zu kochen." Er wanderte hinüber zur Küche. "Was hast du im Sinn?" "Irgendetwas schnelles. Vielleicht etwas Kurzgebratenes. Ich habe etwas übriggebliebenes Hühnchen im Kühlschrank, eine Auswahl von Gemüse und ein paar Lo-Mei-Nudeln." Jim begann im Kühlschrank herum zu wühlen und holte die Zutaten heraus, von denen er gesprochen hatte. Blair ergriff sie, als Jim sie ihm reichte und platzierte sie auf dem Tresen. "Ich kann schon mal das Gemüse putzen, während du den Wok vorbereitest," schlug Blair vor. Er begann sich in der Küche umzuschauen, bis er den Halter mit den Schälmessern erblickte. Jim gab ein wenig ?l in den Wok und begann das Hühnchen darin zu wenden und Streifen leicht zu bräunen. Blair brachte die Schüssel mit dem feingeschnittenen Gemüse herüber und leerte sie auf dem Fleisch aus. Zuletzt wurden die gekochten Nudeln beigefügt und das gesamte Mahl wurde noch einige Minuten länger gedünstet. Jim reichte Blair den großen Löffel, den er benutzt hatte, um die Mixtur umzurühren. "Pass auf, dass es nicht anbrennt, während ich den Tisch decke." Blair schob das Essen im Wok herum, hielt aber ein Auge auf Jim gerichtet, damit er lernen konnte, wo alles aufbewahrt wurde. Als sie sich am Tisch niederließen um zu essen, herrschte eine behagliche Stille. Beide Männer waren tief in ihren Gedanken über die vergangenen Tage versunken. Als er es geschafft hatte, seinen Teller zu leeren, schob Blair seinen Stuhl zurück und bedeckte seinen Bauch mit beiden Händen. "Das war großartig, aber Junge, bin ich satt." "Gut," erwiderte Jim mit einem Grinsen. "Wir müssen wieder ein bisschen Fleisch auf deine Knochen bekommen." "Meine Knochen sind perfekt so wie sie sind," gab Blair zurück, stand auf und trug sein Geschirr in die Küche. Er spülte es ab und begann, es in den Geschirrspüler zu packen. "Also, was läuft heute Abend im Kasten?" "Was immer dein Herz begehrt," antwortete Jim großmütig. "Ich wette, es ist eine Weile her, dass du so viel zur Auswahl hattest." Es war eine definitive Elastizität in Blairs Schritt zu bemerken, als er zurück zur Couch ging. "Hast du den Discovery Channel? Oder den History Channel?" fragte er. "Die und einige hundert mehr." Jim kicherte. "Ich habe erst vor einem Monat eine dieser Mini-Schüsseln installiert." "Cool!" Blair setzte sich auf die Couch neben Jim und begann durch die Kanäle zu schalten. Es dauerte nicht lange, bis der stressvolle Tag den jungen Mann einholte. Er war erst an diesem Abend aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Aufregung darüber, nach Hause zu kommen, Zuhause, was für ein wundervoller Begriff, die reichhaltige Mahlzeit und die restlichen Nachwirkungen des Pentothals verschworen sich gegen ihn und bald waren seine Augen geschlossen. Jim schaltete den Fernseher aus, pflückte die Fernbedienung aus gefühllosen Fingern und ging, um ein Extrakissen und eine Decke zu suchen. Er zog Blair die Schuhe aus und löste die Knöpfe an Blairs Hemd und Jeans, dann stopfte er das Kissen unter seinen Kopf und deckte ihn mit der in leuchtenden Farben gewobenen peruanischen Decke zu. "Süße Träume, Häuptling." Er schaltete das Licht aus und machte sich auf den Weg zu seinem Schlafzimmer die Treppe hinauf. Irgendwann in der Mitte der Nackte weckte Jim ein leises, quäkendes Geräusch. Er lauschte beschäftigt dem soften Klang, als er zu eskalieren begann. Zu dem Zeitpunkt, als ein angstvoller Schrei die Stille des Lofts füllte, war Jim schon auf dem Weg die Treppe hinunter. Er kniete sich neben die zusammengekauerte Gestalt auf dem Sofa und schüttelte Blair sanft, bis dieser erwachte. "Komm schon, Kid, wach auf," redete er auf ihn ein. Schwere Augenlider blinzelten träge über blauen Augen. Dann, plötzlich, sprang Blair auf, schmiss die Decke beiseite und setzte sich auf die Rückenlehne der Couch, nun voll erwacht. "Gott!" Er keuchte und versuchte zu Atem zu kommen. Jim beugte sich vor und nahm Blairs Hände in seine und zog ihn aus seiner unsicheren Sitzhaltung neben sich auf die Kissen. "Es war nur ein Albtraum," hauchte er. "Nach dem, was du durchgemacht hast, denke ich ist das verständlich." Blair arbeitete daran, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Sein plötzlicher Adrenalinschub begann sich schnell aufzulösen. Sein Kopf wurde zu schwer, um ihn aufrecht zu halten und fand sich selbst wieder, wie er sich gegen den kräftigen Körper des Sentinels lehnte. "Würde es dir etwas ausmachen," fragte er scheu, "wenn du noch für eine Weile bei mir bleibst? Ich denke nicht, dass ich allein bleiben kann." "Kein Problem," versicherte Jim ihm und schlang einen Arm um seine Schultern, um den jungen Mann vorm Umfallen zu bewahren. Das goldene Licht der Morgendämmerung badete den Sentinel und seinen Guide in einem warmen Schein. Es begann ein neuer Tag -- der erste Tag vom Rest ihrer Leben. THE END